Stuttgart. Auf Initiative der Jagdpolitischen Sprecherin Sarah Schweizer MdL hat die CDU-Landtagsfraktion verschiedene Experten zu einem Fachgespräch zum Thema Rotwild eingeladen.
Der Einladung gefolgt sind zahlreiche Vertreter der Wald- und Forstwirtschaft, wie der Landeswaldverband und Forst BW, Experten des Landesjagdverbandes und Ökologischen Jagdverbandes sowie Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württembergs (FVA) und der Universität Göttingen. Nach einer Begrüßung durch Sarah Schweizer, dem Baden-Württembergischen Jagd- und Forstminister Peter Hauk sowie einem Impulsvortrag von Frau Dr. Katharina Westekemper von der Universität Göttingen, trugen die 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Jagd, Forstwirtschaft, Wissenschaft, Naturschutz und Behörden ihre Stellungnahmen vor.
Anlass des Fachgesprächs sind jüngste Studien, die eine zunehmende genetische Verarmung der in Deutschland vorkommenden Rotwildpopulationen konstatieren. Als Ursache wird vor allem ein unzureichender genetischer Austausch zwischen den Rotwildpopulationen festgestellt, wodurch es bereits vereinzelt zu Gendefekten, Krankheiten oder Rückbildungen kommt.
Durch die Ausbreitung des Menschen und die Ausweitung einer intensiv genutzten Kulturlandschaft wurde das Rotwild als ursprüngliche Offenlandart zunehmend in die Wälder verdrängt. Dort verschärfte sich die Nutzungskonkurrenz mit der Forstwirtschaft, da das Rotwild durch das Schälen von Bäumen, negative Auswirkungen auf die Baumbestände entfalten kann.
Seit den 1950er Jahren wurden deshalb fünf Rotwildgebiete in Baden-Württemberg ausgewiesen, die dem Rotwild als Lebensraum zur Verfügung stehen sollen. Außerhalb dieser Gebiete herrscht ein Abschussgebot mit wenigen Ausnahmeregelungen.
„Wir stehen vor einem Dilemma, das nur gemeinsam gelöst werden kann. Einerseits brauchen die Rotwildvorkommen im Land mehr genetischen Austausch, welcher nicht nur durch Straßen, Siedlungen und natürliche Barrieren, sondern auch durch die festgelegten Rotwildgebiete und das herrschende Abschussgebot stark beeinträchtigt wird. Andererseits steht die Forstwirtschaft mit dem Waldumbau und der Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel vor einer massiven Aufgabe. Klar ist, dass wir dem Wald und den Waldbesitzern keine zusätzlichen überbordenden Belastungen auferlegen dürfen. Andererseits ist aber auch klar, dass wir angesichts der dramatischen genetischen Verarmung beim Rotwild nicht am Status quo festhalten dürfen. Deshalb ist ein enger Austausch mit allen Akteuren zur behutsamen Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen wichtiger denn je“, so Schweizer, die als Sprecherin für Wald, Forst und Jagd zwischen den Interessen vermitteln und eine nachhaltige Lösung finden möchte.
Das Fachgespräch verdeutlichte erneut die bestehenden Konfliktlinien. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass auf allen Seiten ein Verständnis für die verschiedenen Positionen zum Rotwildmanagement im Land herrscht. Darüber hinaus zeichneten sich aber auch bereits erste mögliche Konsense ab, wie beispielsweise eine Anpassung beim Abschussgebot für junge männliche Rothirsche oder bei der Anpassung der Grenzen der Rotwildgebiete. Derzeit führt die FVA eine Studie durch, in der die aktuelle Situation des Rotwildes und das Rotwildmanagement in Baden-Württemberg untersucht werden sollen. Ergebnisse werden für das kommende Jahr erwartet und sollen die Grundlage für das künftige Rotwildmanagement darstellen.
„Der konstruktive und sachliche Austausch war letztendlich ein Gewinn für alle Seiten. Wir haben nun eine solide Grundlage, auf der wir weiter aufbauen können. Wichtig ist mir, dass die Diskussion um eine Anpassung des Rotwildmanagements und auch die Zukunftsfähigkeit der Rotwildgebiete, wie sie aktuell besteht, weiterhin konstruktiv und sachlich geführt wird. Der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg kommt als renommierter und angesehener Forschungseinreichung hierbei eine besondere Bedeutung zu. Erste gemeinsame Nenner und mögliche Stellschrauben konnten beim Fachgespräch bereits gefunden werden“, resümiert Schweizer.
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